Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | NÖ | 2002-2004

Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer - Zugang

Kategorie |  Veranstaltung - Austellung

Auftraggeber | NÖ Festival-Ges.m.b.H.

Ort | Krems-Stein a.d. Donau

Wettbewerb | 2002 | 1.Platz

Planung | 2002-2003

Ausführung |  2003-2004

Akustik | Arch. Reinhardt Gallister
               Dr. Karl-Bernd Quiring

Koop. mit Arch. Fritz Göbl

Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer - Zugang
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Minoritenplatz
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer - Zugang
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer | Draufsicht
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer | Grundriss
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer - Möblierung
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer - Schnitt
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Foyer
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Langschiff
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Apsis - Langschiff
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Empore - Langschiff
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Empore
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Aufgang Empore
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Aufgang Empore
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Langschiff
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Minoritenplatz
Minoritenkirche Krems-Stein - Klangraum Krems | Westportal

Entwurfskonzept Minoritenkirche Krems-Stein

Die Aufgabe bestand in der Adaptierung der Minoritenkirche Krems-Stein, um als zeitgemäßer Veranstaltungsraum, hauptsächlich für zeitgenössische Musik, für Tanz und Performances zu fungieren.

Der spätromanische beziehungsweise frühgotische Kirchenraum mit barocken Ein- und Umbauten im Bereich der Apsis wurde in den letzten Jahrhunderten immer wieder unterschiedlich genutzt. Als Sakralraum steht das Gebäude längst nicht mehr zur Verfügung, Nutzungen als Salzdepot während der Reformzeit oder als Tabaklager, in Folge auch als Rüsthaus der Feuerwehr bestimmten den Raum. In den 50-er Jahren wurde der Kirchenraum erstmals restauriert und fand seine Bestimmung als Ausstellungsraum.

Trotz dieser vielfältigen Eingriffe der letzten Jahrhunderte hat der Kirchenraum seine sakrale, imposante Raumwirkung nicht verloren.

Die jetzigen Adaptierungen und Umbauarbeiten sind notwendig geworden, um einerseits die Funktionalität zu verbessern, andererseits eine Variabilität der Bespielbarkeit zu gewährleisten. Verschiedenste Veranstaltungen wie Konzerte für Kirchenmusik, Chor oder zeitgenössische Musik verlangen unterschiedliche raumakustische wie veranstaltungstechnische Grundbedingungen.

Das Konzept zielt darauf ab, dass die klare Raumwirkung im Innen- wie auch Außenbereich erhalten beziehungsweise verstärkt wird. Die nötigen Eingriffe sind auf das Wesentliche reduziert und in ihrer zurückhaltenden Ausformulierung klar vom bestehenden Kirchenbau ablesbar.

Die Erschließung des Kirchenraumes erfolgte bisher über den Kreuzgang und das Westportal. Dies stellt jedoch keine befriedigende Lösung dar. Die Schaffung eines Foyers mit entsprechender Nutzfläche am Westportal wird jedoch als problematisch eingestuft, da einerseits der Kirchenraum durch großvolumige Einbauten gestört wäre, andererseits ein großzügiger Vorbau mit entsprechendem Volumen das Ensemble bzw. die Platzsituation negativ beeinflussen würde.
Der hüttenartige Vorbau aus dem frühen 20. Jh. wurde daher abgetragen und durch eine klar ablesbare Eingangsbox aus Stahl und Glas ersetzt. Dieses Portal dient nunmehr als Nebenzugang und als Anlieferungsöffnung für Bühnenmaterial etc. und ebenso als Ausgang nach Veranstaltungen bzw. als Fluchtweg.

Die Haupterschließung erfolgt in Zukunft vom Garten aus über ein bestehendes gotisches Seitenportal in das südlich gelegene Seitenschiff, wodurch eine bessere interne Verteilungsstruktur der Besucher sowie eine klarere Aufteilung der Funktionsbereiche erzielt wird.
Durch die Schaffung eines Foyerzubaues wird ein bewusstes, jedoch in Form und Material reduziertes Zeichen nach außen gesetzt. Das Eingangsbauwerk, welches sich in leichter, gläserner Bauweise gleichsam als zusätzliches Seitenschiff neben die Kirche fügt, gewährleistet einen gleichmäßigen Fluss der Besucherströme. Das lang gestreckte, elegante Dachelement auf welchem ein Werbeträger in Form einer Projektionsleinwand platziert wird, soll den von der Steiner Landstraße kommenden Besucher in Empfang nehmen und zum Eingangsfoyer hinleiten. Die transparente Konstruktion des Eingangsbauwerkes ordnet sich dem Kirchenbau unter und eröffnet Blickverbindungen in horizontaler, vertikaler und diagonaler Richtung.
Durch entsprechende Beleuchtungstechnik wird dieser Eindruck  der Durchsichtigkeit verstärkt. Die Beleuchtung des Foyers bzw. der Strebepfeilernischen erfolgt mit „kaltem“ Licht und bildet einen Kontrast zur warmen, orangefarbenen Platzbeleuchtung. Ein unter dem Vordach situiertes Lichtband zeigt den Weg zum Eingang.

Das Foyer fungiert auch als Angelpunkt zum Garten und Freibereich, welcher einerseits als Aufenthaltszone, andererseits auch für Installationen, als Skulpturengarten etc. genutzt werden kann. Der Außenraum wird somit ins Gesamtkonzept mit eingebunden. Es entsteht eine enge Verbindung zwischen Kirchenraum und Außenbereich.

Um eine variable Bespielbarkeit des Kirchenraumes zu gewährleisten, wurden im Innenraum einige Eingriffe vorgenommen. Im Chorbereich wurden historisch bestehende Öffnungen und Durchbrüche, einerseits in den Kreuzgang wie auch ein alter Turmzugang, wieder geöffnet. Dies ermöglicht die Unterbringung der Bühnen- und Beschallungstechnik im Turmraum in unmittelbarer Nähe zur Bühne.
Die ehemalige Sakristei wurde durch den Abbruch einer Gewölbeausmauerung Richtung Kreuzgang erweitert und kann somit als Catering-Vorbereitungszone genutzt werden.
Durch diese Eingriffe ist ein reibungsloser Ablauf der Anlieferung wie auch die interne Verbindung zu den in der Krypta und Kapitelsaal situierten Backstagezonen auch während der Veranstaltungen gegeben. Die Arbeiten in diesen Bereichen beschränken sich auf den Einbau einer Künstlergarderobe und das Öffnen eines Gartenausganges.

Im Bereich des Aufganges vom Chor zur Apsis wurde die desolate Brüstung aus der ersten Hälfte des 20.Jh. entfernt und durch ein Nurglasgeländer ersetzt. Durch die Neugestaltung des Stiegenaufganges aus grauen MDF-Platten wurde der bestehende barocke Einbau als eigenes Element ablesbar gemacht. Dies erfolgt einerseits um die Klarheit des gotischen Kirchenraumes zu unterstützen, andererseits wurde eine Aufwertung der Apsis erreicht. Dieser Bereich wird hauptsächlich als erhöhter Zuschauerraum bei Großleinwandprojektionen genutzt und unterstützt somit die Nutzbarkeit und Variabilität des Veranstaltungsraumes. 

Der zentrale Raum wie Haupt-, Seitenschiffe und Chor bleiben frei von jedweden irreversiblen Einbauten. Dies bildet die Grundlage für unterschiedliche Nutzungen wie z.B. klassische Konzerte, Tanzperformances oder Rauminstallationen, wo der ganze Kirchenraum zu Verfügung einbezogen wird. Es gibt bewusst keinen klar ausformulierten Bühnen- bzw. Zuschauerbereich, diese sind variabel zu sehen und können je nach Veranstaltung gedreht und gewendet werden. Es gibt kein „Vorne und Hinten“,  die Bühne kann zum  Zuschauerbereich werden und umgekehrt.

Die Gewährleistung der Variabilität der Bespielbarkeit  wird durch den Einbau eines neuen, mit hellgrauem Magnesia-Terrazzo belegten Fußbodens unterstützt. Dies ermöglicht auch den Einbau einer Fußbodenheizung, was eine ganzjährige Bespielbarkeit mit sich bringt. Zusätzlich zur Fußbodenheizung wurde eine Konvektorheizung zur raschen Raumlufterwärmung in die Säulenbögen zwischen Haupt- und Seitenschiff eingebaut.

Der neue Fußbodenaufbau ermöglicht darüber hinaus eine unsichtbare Verlegung der Elektroinstallationen und Veranstaltungstechnik. Somit wird die Klarheit des eindrucksvollen sakralen Raumes trotz des intensiven haustechnischen Aufwandes uneingeschränkt erhalten.

Einzig die Beleuchtungsschienen, welche zwischen den Säulenbögen gespannt sind, bilden in minimierter Form ein sichtbares, jedoch auch reversibles Zeichen. Sie dienen einerseits als Basis der Grundbeleuchtung, andererseits auch als Systemträger für Bühnen- und Effektbeleuchtung, die somit variabel situierbar ist. Alle Beleuchtungselemente aus Edelstahl sind variabel gestaltbar und den jeweiligen Bedürfnissen anpassbar.

Wie die Beleuchtungstechnik sind auch alle Akustikmaßnahmen und Bühnentechnikelemente in Form von „Riggs“ reversibel. Das wichtigste Element stellen die „Fahnen“ dar, welche den Raum einen „festlichen“ Charakter verleihen, andererseits durch Abrollen und somit Verkleinern der Absorptionsfläche wesentlich die Stimmung und Halligkeit des Raumes beeinflussen. Als zusätzliche Option ist der Einbau eines Schallsegels im Bühnenbereich und die Situierung von Helmholtz-Resonatoren als Diffuser bzw. als Absorber angedacht. All diese Maßnahmen erhöhen die Möglichkeit, unterschiedlichsten Konzertveranstaltungen wie Chöre, Solisten etc. die bestmöglichste Raumakustik zur Verfügung zu stellen. Werden die reversiblen Elemente jedoch entfernt, kehrt der Raum in seine ursprüngliche Wirkung zurück.

Alle gesetzten Maßnahmen betreffend die Zu- und Umbauten wie die reversiblen Einbauelemente zielen in ihrer minimalistischen und reduzierten Form auf den Erhalt des sakralen und imposanten Raumes ab. Im Außenbereich wird durch die Situierung des Foyerbaues ein bewusstes zeitgenössisches architektonisches Zeichen gesetzt. Der Variabilität der Bespielbarkeit sind, trotz der für einen universellen Veranstaltungsraum nicht idealen Rahmenbedingungen kaum Grenzen gesetzt. (Text Alex Bolecek)